Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften, kurz ALLBUS, erhebt seit 1980 Daten über die deutsche Bevölkerung und bietet somit eine zentrale Infrastruktur für die Sozialwissen-schaften sowie die Sozialberichterstattung. Anhand des strikten Replikationseinsatzes der Frageprogramme und der Erhebungsmethoden sowie seiner hohen Qualitätsansprüche lässt sich durch den ALLBUS der soziale Wandel in Deutschland über 40 Jahre beobachten. Neben der Standarddemographie werden im
Rahmen des ALLBUS die Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu Ungleichheit, Migration, Religion, Politik und weiteren Themen erhoben.
Im Jahr 2020 feierte der ALLBUS sein 40-jähriges Jubiläum. Wegen der Pandemie konnten wir diesen wichtigen Meilenstein nur online feiern und zwar mit eine Ringvorlesung, in der Forscherinnen und Forscher ihre Forschung mit den ALLBUS-Daten präsentierten. Dieses Buch bietet einen Einblick in einige Beiträge der Ringvorlesung, die die langen Zeitreihen des ALLBUS und somit seinen wertvollsten Schatz genutzt haben, um sozialwissenschaftlichen Fragen nachzugehen. Das Buch beleuchtet unterschiedliche gesellschaftliche Entwicklungen, die sich über die Zeit mit den ALLBUS-Daten beobachten lassen. Auf der einen Seite bietet das Buch Forschungsergebnisse zu Bildungsvorstellungen in Deutschland, zu der Entwicklung der Einkommenslage in unterschiedlichen familialen Lebensformen und zu religiösem Wandel in Deutschland. Auf der anderen Seite setzen sich unsere Autorinnen und Autoren mit den Einstellungen der deutschen Bevölkerung zur Berufstätigkeit der Frau, zu Migration, Politik und zu Demokratie auseinander.
Eine besondere methodologische Herausforderung bei der Analyse langer Zeitreihen ist die Korrelation zwischen Alter, Kohorte und Periode. Sind zum Beispiel Unterschiede in den Einstellungen das Ergebnis bestimmter Ereignisse, die nur ein Teil der Befragten miterlebt hatte? Oder zeichnet sich hiermit die Schere zwischen jüngeren und älterenMenschen ab? Und wie kann man das überhaupt voneinander trennen? Einige Autorinnen und Autoren schlagen hierfür unterschiedliche Herangehensweisen vor
und diskutieren deren Vor- und Nachteile. Eine weitere Herausforderung betrifft die Frage, inwiefern die gleichen analytischen Konstrukte die gleichen theoretischen Konzepte über die Zeit messen. Diese Frage ist zunächst inhaltlicher Natur, denn es geht in erste Linie darum, ob die Bedeutung bestimmter Begriffe über die Zeit stabil bleiben oder nicht. Des Weiteren stellt diese Frage auch eine methodologische Hürde dar, denn sollte die Bedeutung nicht stabil bleiben, kann man die Beziehungen zwischen solchen
Konstrukten schwer über die Zeit vergleichen. Auch diese Herausforderung wird von einige Autorinnen und Autoren adressiert.
Mit diesem Band der Buchreihe 'Blickpunkt Gesellschaft' feiern wir das 40-jährige ALLBUS-Jubiläum. Dabei stellen wir zentrale gesellschaftliche und methodologische Fragen, die mit den ALLBUS-Daten gut beantwortet werden können.