Aus einer alten Schässburger Baumeisterfamilie stammend, habe ich für die Baudenkmäler meiner Vaterstadt schon in meiner Jugend ein großes Interesse gehabt. Im Archiv meines Vaters, des Baumeisters Ernst August Leonhardt, fand ich einige Bauaufnahmen von Befestigungstürmen der Stadt Schässburg, welche von ihm gelegentlich bei Bauarbeiten an den Türmen, vermessen und aufgezeichnet worden waren. Diese ersten maßstäblichen Pläne von Schässburger Baudenkmälern waren der Anstoß zu meinen Vermessungsarbeiten. Leider war es mir im Laufe meines Lebens nicht möglich, diese alte Stadt in dem Ausmaße in genauen Plänen festzuhalten, wie es mein Wunsch war. Das Resultat meiner Arbeit sind die Bauaufnahmen dieser Sammlung. Sie enthält die Vermessungspläne der Kirchen, Befestigungsanlagen, Straßenabwicklungen, Holzbrücken und sonstigen Baudenkmälern Schässburgs. Die einzelnen Bauaufnahmen sind zum besseren Verständnis durch Lagepläne, Skizzen, Kopien alter Bilder und Photos ergänzt. Eine kurze Beschreibung der Baudenkmäler, geschichtliche und technische Daten, als auch meine Beobachtungen, ergänzen und erläutern die Pläne und Zeichnungen. Bekanntlich lernt man ein Bauwerk erst richtig kennen, wann man dasselbe vermessen und aufgezeichnet hat. Beim Aufmaß und beim Aufzeichnen der einzelnen Baudenkmäler Schässburgs fand ich für so manche ungeklärte baugeschichtliche und technische Frage eine Erklärung. Die vorliegende Sammlung ist keine kunst- bzw. baugeschichtliche Abhandlung, sondern bloß eine leider noch unvollständige Sammlung von Bauaufnahmen Schässburgs. Die Originalzeichnungen der Befestigungstürme, M 1:100, habe ich bei meiner Aussiedlung im Jahre 1973 dem Bauamt des Schässburger Stadtrates auf Anordnung des staatlichen Sicherheitsdienstes übergeben müssen (s. dazu beiliegende Kopie des Übergabeprotokolls in rumänischer Sprache). Die Originalzeichnungen der evangelischen Kirchen, wie Bergkirche, Klosterkirche, Siechhof-Kirche, befinden sich im Archiv der evangelischen Kirche A. B. Schässburg. Als einer der letzten sächsischen Baumeister von Schässburg, hoffe ich, in dieser Zusammenstellung einiges aufgezeichnet zu haben, das eventuell auch für die Nachwelt von Interesse und Nutzen sein könnte. Geretsried, den 20 Januar 1984 Dipl.- Ing. Kurt Leonhardt
About the Author: Die Stadt Schäßburg, deren Burg seit 1999 zu dem UNESCO Weltkulturerbe zählt, kann sich eines außerordentlich verdienstreichen Bürgers rühmen, der jahrzehntelang einen Großteil seiner Schaffenskraft der Bauaufnahme und der baugeschichtlichen Erforschung seiner Heimatstadt gewidmet hat. Kurt Leonhardt, diplomierter Ingenieur und Architekt, Sohn in der dritten Generation der Bauunternehmerfamilie Leonhardt aus Schäßburg, hat es sich zur ureigenen Pflicht und Aufgabe gemacht, seine Heimatstadt Schäßburg in Schrift und Bild, Architekturzeichnung und Modell festzuhalten. Geprägt durch die Tradition seiner Familie, durch das Studium der Technischen Hochschule in Stuttgart, hatte er frühzeitig die Notwendigkeit erkannt, der Nachwelt Zeugnis abzulegen über die in Jahrhunderten gewachsene europaweit einzigartige Baukultur seiner Heimatstadt. Die Ergebnisse seines Schaffenswerkes über Schäßburg hat Kurt Leonhardt im Jahre 1994 selbstlos der Forschungs- und Dokumentationsstelle für Siebenbürgische Landeskunde in Gundelsheim überlassen, mitunter auch der Grund weshalb seine Arbeiten nur im engeren Kreis bekannt sind. Für seine Verdienste für seine Heimatstadt wurde er am 29.April 2010 zum Ehrenbürger der Stadt Schäßburg ernannt.