Hier liest einer - Kulturchrist und Gast in der deutschen Sprache (Franz Kafka) - die biblischen Szenen neu, fasziniert und entsetzt von den Lücken im alten Text. Er sieht ein prächtiges Chaos in lutherscher Diktion, in dem Widersprüche wie Wunden klaffen. Er will nicht dagegen, er muß dareinschreiben und die Überlieferung unterwandern.
Jean-Paul Barbe nimmt sich der Übergangenen an, der flüchtig erwähnten oder namenlosen Frauen im Alten Testament. Er spinnt ihre verschwiegnen Geschichten fort, rein und unrein nicht trennend. In den Unzulänglichkeiten und Misstönen will seine Kontrafaktur eine Gedankenwelt entdecken, eine unerkannte Dimension der Erfahrung.
- Volker Braun
Diese Bibel-Geschichten sind eine Fortschreibung einiger Textstellen aus dem Alten Testament, die sich auf weniger bekannte und dort flüchtig erwähnte Frauenfiguren, individuelle wie kollektive, beziehen. Ein genauer Bezug zum Original wird in den meisten Fällen verdeutlicht. Die Sprache lehnt sich bewusst an den lutherschen Duktus.
Der Text richtet sich sowohl an den Bibelkenner, der angeregt wird, sich mit einigen unerkannten Dimensionen der Vorlage auseinanderzusetzen, als auch an das breitere Publikum der nicht Bibelfesten, das vielleicht herausgefordert wird, sich an den Originaltext zu wagen und in dessen Unstimmigkeiten und Misstönen eine neue, komplexere Gedankenwelt entdeckt.
Mit der Veröffentlichung des Widerrede der übergangenen Frauen will Jean-Paul Barbe, in den einsetzenden Strom der oft recht affirmativen Jubiläums-Publikationen zum Luther-Jahr hinein, einen Beitrag liefern zu einer breiten Laien-Diskussion, auch unter so genannten Kulturchristen, zu denen er sich zählt. Der Unheilige Schrieb ist eine Kontrafaktur; sie will dazu provozieren, zurückzugreifen auf das Original mit seinen vehementen Widersprüchen. Fernerhin ist es ihm, aus der ungewöhnlichen Warte eines Auslandsgermanisten, um einen freien, aber letztlich liebevollen Umgang mit der lutherschen Sprache zu tun: ihr die Gewalt nehmen und gleichzeitig zu ihrer Kraft stehen und aus ihr schöpfen.
Berlinica Publishing bietet englisch- und deutschsprachige Bücher aus Berlin an; Belletristik, Sachbücher, Reiseführer, Geschichten über die Mauer und das Dritte Reich, jüdisches Leben, Architektur und Fotografie, Kinderbücher, Reiseführer und Kochbücher. Berlinica wendet sich an Geschichtsinteressierte, gebürtige Berliner, englischsprechende Neuberliner, Reisende und junge Menschen.
Zu den Titeln von Berlinica gehört "Unser West-Berlin", für das mehrere Autoren Texte beigesteuert haben, Bücher des berühmten Berliners Kurt Tucholsky, davon fünf übersetzt, sowie Harold Poors englischsprachige Tucholsky-Biografie. Wir haben auch zwei Theaterstücke von Ernst Toller übersetzen lassen.
Zu den deutschen Büchern zählen Reiseberichte über Amerika von Egon Erwin Kisch, Alfred Kerr und Roda Roda und ein bislang unveröffentlichter Roman des Kunstkritikers Julius Meier-Graefe über Südfrankreich. Geplant ist auch ein Buch über das jüdische Südfrankreich von Alexander Kluy. Für Kinder bieten wir alle drei Bände von "Die wunderbaren Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott" von Tamara Ramsay an.
Sowohl auf deutsch als auch auf englisch ist bei uns das Bilderbuch "Flügel der Liebe - die Engel von Berlin" von Lothar Heinke, erschienen, dazu "Berlin 1945: Leben nach dem Zweiten Weltkrieg", von Michael Brettin, sowie "Die Berliner Mauer Heute", ein farbiger Führer zu den Überresten der Mauer, von Michael Cramer.