Vier Freunde III

Dieser dritte Band der Vier Freunde beschreibt die schicksalhaften Entwicklungen in den Leben der Gestalten welche der Leser in den ersten zwei Bänden kennen lernte. Im ersten Kapitel beschließt die nahmhafte Klaviervirtuosin Susanna Fürstenberg, eine Reise durch Norddeutschland mit einem Konzert in der Katharinenkirche am braunschweiger Hagenmarkt bei welchem die Künstlerin inmitten einer Aufführung der Goldberg Variationen auf Grund eines fortschreitenden Glioblastoms zusammenbricht. In Begleitung ihres Liebhabers Professor Jonathan Mengs und dessen Schüler Joachim Magus, kehrt Susanna in die Vereinigten Staaten zurück. Im Flugzeug über dem Atlantischen Ozean machen die drei die Bekanntschaft des Oratoriensängers Sigurd Undset der im nachträglichen Banne einer Johannespassions Aufführung in Wien die eindrucksvollen Rezitative dieses großen Kunstwerks mit lauter Stimme im überfüllten Flugzeug zum Besten gibt. Wegen seines unorthodoxen Benehmens, und besonders wegen seiner Erklärung, von Sicherheitspolizisten überhört, Jesus von Nazareth wäre der prototypische Terrorist, gesonnen die Gesellschaftsordnung zu zerstören, verhaftet man den Sänger und seine drei Komplizen als Terrorismusverdächtige. Sie alle vier verbringen hinfort den transatlantischen Flug geknebelt und gekettet, bis sie durch das Eingreifen einer gebildeten und vernünftigen Frau, der Kapitänin Karen, befreit werden. Nach der Rückkehr verschlimmert sich Susannas Gesundheitszustand. Charlotte Graupe, eine junge, nicht übermäßig begabte Klavierschülerin Susannas zieht ins Haus als Susannas Pflegerin. Susanna stirbt. Charlotte aber verbleibt als Mitglied der kleinen Familie der sie sich angebiedert hat. Nun beginnt Charlottens Einfluss die enge Bindung zwischen Joachim und Mengs zu lösen. Somit erscheint die Dialektik welche im Mittelpunkt dieses Romans von den Vier Freunden steht: der Konflikt der Gattenliebe mit der Vaterliebe, die Konkurrenz zwischen dem Eros mit welchem Charlotte Joachim für sich und für sich allein beansprucht, und der Agape welche Joachim zum Inhalt von Jonathans Leben gemacht hat. Ein Wettkampf der zugleich komisch und tragisch ist. In der Vaterliebe zu seinem Schüler Joachim Magus findet Jonathan Mengs die Erfüllung einer anderweitig enttäuschenden Existenz. Joachim Magus genießt diese Liebe als Wärme und Licht in welchen sein Leben erblüht. Obgleich Joachim die Neigung Jonathans mit der Anhänglichkeit eines Sohnes erwidert, entsteht unvermeidlich im Laufe des Erwachsens ein Wettbewerb von Vaterliebe und Gattenliebe welcher sich letzthin als unlöslich erweist. Die Spannungen, die Konflikte, die Hoffnungen und die Enttäuschungen, die Begeisterungen und die Schmerzen welche sich aus dem Streit zwischen Eros und Agape ergeben bieten dieser Romanfolge ihren Stoff. Dies Buch beansprucht weder Geschichte noch Biographie, geschweige denn Autobiographie zu bieten. Es enhält den Versuch das Denken und Fühlen von uns Menschen darzustellen so wie wir es erleben. Dabei überlässt es dem Leser die Vorstellung gegenständlicher Wirklichkeit. Es beansprucht nichts mehr und nichts weniger zu sein als ein Spiegel in dem der nachdenkliche und gefühlvolle Leser sein eigenes Erleben wiederzuerkennen vermag. In diesem Spiegel erscheinen Bilder der Welt wie sie von Tag zu Tag vom Einzelnen erfahren wird, die einzig wahre Welt die ihm erkennbar ist. Der Anfang und das Ende dieser Welt sind ihrem Wesen gemäß zufällig, und was dies Buch anbelangt nur äußerlich. Im tieferen Sinne hat dies Buch Anfang oder Ende genauso wenig wie das Bewusstsein des Schriftstellers - oder des Lesers Anfang und Ende hat. Die Geschichte ersteht zufällig wie das Erwachen, sie endet nicht weniger zufällig als ein Einschlummern, das in Anbetracht der Langenweile die sie stiften möchte, leicht vorstellbar ist.