Als Disney 2019 Star Wars "Rise of the Skywalker" in die Kinos schickt, versehen sie die Plakate mit dem Untertitel "Every generation has its legend". Damit zeigt der Konzern, wie Star Wars aus seiner Sicht gedeutet werden soll. Als Film Franchise, die für jede Generation auf ihre eigene Weise wirkt. Star Wars ist also etwas, dass eine ganze Generation bewegt und vereint.Doch war das so? Gab es wirklich in der Zeit nach 1977 nur noch Star-Wars-Jünger unter den Kindern und Jugendlichen, die den Film mit offenen Augen und noch offeneren Mündern gesehen haben? Oder war es nicht eher so, dass sich Star-Wars-Fans bei allem Erfolg des Films eher daran erkannten, dass sie eine verschworene Gemeinschaft bildeten, mit der die große Mehrheit der "anderen" nichts anzufangen wusste?
"Vierzig Jahre Sternenkrieger" ist der Versuch, sich dem Phänomen Star Wars aus der Perspektive des lebenslangen Fans zu nähern. In kurzen Abschnitten beleuchtet Thore Tschirner unzählige Facetten der berühmten Filmreihe und ordnet sie für den Leser autobiographisch ein. Da geht es um die Wirkung des ersten Filmbesuchs und die Erinnerung an das bestimmte Kino, in dem er stattfand. Da geht es aber auch um die Zeit zwischen den Filmen, die er, wie so viele andere Fans, mit träumen und spekulieren darauf verbrachte, wie es weitergeht.
"Vierzig Jahre Sternenkrieger" ist Autobiographie und ein Nachschlagewerk, gefüllt mit diversen Fakten über die erste Filmtrilogie von George Lucas, über Actionfiguren und darüber, was es heißt, ein Fan zu werden in einer Zeit vor dem Internet, als jede Information über das Objekt der Begierde erst einmal entdeckt werden musste. Eine Welt vor Wikipedia und imdb, als die Namen von Schauspielern herauszufinden hieß sich den Abspann des Films anzusehen und nicht den Namen der Figur in Google einzutippen.
Wer weiß, was es bedeutet, verzweifelt am Ende des Spielabends den Laserkarabiner des Storm Troppers auf dem Teppich zu suchen, und wer versteht, wie sich das Klopfen im Hals angefühlt hat, wenn der Veröffentlichungstag der neuen Cinema-Ausgabe näher rückte, die schon in der Vorschau damit geprahlt hatte ALLE Geheimnisse des kommenden Star-Wars-Films zu enthüllen. Wer erlebt hat, dass Nachmittage zu Minuten zusammenschnurren können, wenn man mit seinem besten Freund darüber diskutiert hat, ob AT-STs beim Angriff auf die Basis von Hoth eine entscheidende Rolle gespielt haben, oder die wirkliche Arbeit von den AT-ATs übernommen wurde, der wird sich in "Vierzig Jahre Sternenkrieger" wiedererkennen.
Er wird trotzdem Neues zu lesen bekommen, denn das Buch ist ein persönlicher und ganz eigener Blick auf das Phänomen Star Wars. Für alle anderen ist das Buch lesenswert, weil es neben all der Informationen einen Blick darauf gibt, wie das Fantum rund um die Filme entstanden ist und was es bedeutete, in den 1980er Jahren Star-Wars-Fan zu sein. Star Wars ist eine Reise in eine weit entfernte Galaxis und eine andere Zeit. Das gilt auch für dieses Buch.

Christian Keichel